Grußwort Oberbürgermeister Hans Netzer

„Keinerlei sozialdemokratische Bewegung im hiesigen Bezirke“: Diese Meldung aus dem Jahr 1884 an den damaligen Landrat charakterisiert in treffender Firm die Schwierigkeiten und Hindernisse bei der Gründung der SPD in Völklingen. Dabei stand die soziale Frage schon längst auf der Tagesordnung. Geringe Löhne, zu hohe Preise, Wohnungsnot, keine Rechte der Arbeiter. Auch als im Mai 1890 die „Völklinger Beschlüsse“ als Ausdruck der Bergarbeiterforderungen an den Reichstag gerichtet wurden, konnte von der Gründung eines SPD-Ortsvereins noch keine Rede sein.

Es sollte noch 27 Jahre dauern, bis sich die Sozialdemokratie hier in Völklingen ihren Platz erobern konnte. Die Mitgliederzahlen schossen nach der Gründung im März 1917 sofort in die Höhe und in überfüllten Sälen forderten die Redner unter riesigem Beifall den Bruch des damaligen Klassenherrschaftssystems und eine Verbesserung der verheerenden sozialen Zustände.

Unser Ortsverein wurde am Ende eines verlorenen Krieges gegründet. Und nachdem er sich an den Manifestationen gegen die Nazis beteiligt hatte, musste er nach einem zweiten verlorenen Krieg mit noch schrecklicheren Folgen als der vorangegangene wiedergegründet werden. Die SPD stand in der Nachkriegszeit sowohl für Demokratisierung der Gesellschaft als auch für die Behebung gravierender sozialer Missstände und Ungerechtigkeiten. Heute steht sie mit ihren Ortsvereinen gegen eine Politik, die das Rad der sozialen Errungenschaften, für unsere Bürgerinnen und Bürger wieder zurückdrehen möchte. Gerade die Geschichte unseres Ortsvereins macht klar, dass man über Jahrzehnte erkämpfte soziale Errungenschaften nicht so einfach „streichen“ kann. Hier wird in Zukunft die Aufgabe der SPD und damit auch unseres Ortsvereins liegen. Unsere achtzigjährige Geschichte muss deshalb Mahnung und Verpflichtung zugleich sein.

Hans Netzer

1. Vorsitzender