Von der Opposition in die Verantwortung
Obgleich Völklingen überwiegend eine Industriearbeiterstadt war, gelang es bei den Kommunalwahlen bis 1956 nicht, ein solches politisches Gewicht zu erhalten, um den Bürgermeister der Stadt zu stellen. Es blieb immer nur bei den Beigeordneten; erst ab 1956 bekam dann nach der neuen Gemeinde- Ordnung der SP-Beigeordnete eine hauptamtliche Stellung und erlangte mit der neuen verfassungsrechtlichen Form der Mittelstadt 1965 die Stellung des Bürgermeisters. Die Kommunal wählen am 25.10.1964 verhalten der SPD auf Ortsebene zum Durchbruch. Jedoch erst das Wahlergebnis von 1968 brachte die Partei näher an das Ziel heran, eines Tages die Verwal tungsspitze zu besetzen. Am 5.7.1968 wurde Raymund Durand als Bürgermeister gewählt.
Besuch von Bundeskanzler Willy Brandt am 3. November 1972 in Völklingen-Mitte (v.l.n.r.: Waldemar Gerber, Willy Brandt, Hans Kratz, Franz Ludwig, Werner Klein) |
Am 1.1.1974 wurde Durand Beauftragter für die „neugegliederte“ Stadt. Was die SPD in den 60er und 70er Jahren bis zur Umgliederung 1975 den übrigen im Stadtrat vertretenen Parteien u.a. voraus hatte, war ein Modell offener Parteiarbeit: der Kommunalpolitische Ausschuss (KPA). Dieses Diskussionsforum, an dem Mitglieder der Stadtratsfraktion, Vorstandsmitglieder des Ortsvereins, die Distriktvorsitzenden und interessierte Parteimitglieder teilnahmen, traf sich jeden Montag im Gasthaus „Weissmann“ in der Moltkestraße. Hierbei wurden dann die Tagesordnungspunkte der nächste Stadtratssitzung durchgesprochen, diskutiert und eine Meinung der Partei herausgebildet. Vor Beginn des KPA hatten Nichtmitglieder als Bürger die Gelegenheit, sich zur Bewältigung der Alltagsprobleme – z.B. Schwierigkeiten mit der Verwaltung – beraten zu lassen. Bedingt durch die geographische Situation in Völklingen, bei der sich die politische Auseinandersetzung im Wesentlichen im Stadtkern abspielte, war der Distrikt Innenstadt stark mit der Arbeit des Gesamtvorstandes verflochten. Zumal eine Reihe Mitglieder des Distriktvorstandes auch im Gesamtvorstand saßen. Parteiveranstaltungen im Stadtkern wurden so von Innenstadt und Gesamtvorstand gemeinsam organisiert. Für jeden Monat stand in der Regel eine öffentliche Veranstaltung des Distrikts auf dem Programm, das zu Beginn des Jahres festgelegt wurde; dazu gab es noch den „Werbemonat“, in dem verstärkt neue Mitglieder gewonnen werden sollten. Ähnlich verfuhren übrigens alle Völklinger Distrikte.
Durch die Gebiets- und Verwaltungsreform vom 1.1.1974 erfolgte eine Zusammenlegung der Stadt Völklingen und der ehemals selbständigen Gemeinden Ludweiler und Lauterbach zur neuen Mittelstadt Völklingen mit einer Einwohnerzahl von ca. 48.000 Menschen. Kommunalpolitisch betrat man Neuland. Neben den Stadtrat gab es drei Ortsräte – Gemeindebezirke Völklingen – Alt, – Ludweiler und Lauterbach – mit je einem Ortsvorsteher.
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