80 Jahre SPD in Völklingen – 1917 – 1997

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Die Nazis tauchen auf

Es hatte sich aber nicht nur im linken Spektrum eine Veränderung ergeben: 1930 war die NSDAP auch in Völklingen gegründet worden, die weder eine sozialistische noch eine Arbeiterpartei war. Bei der Gründung zählte die Ortsgruppe in Völklingen 18 Mitglieder, die aber nicht nur in Völklingen beheimatet waren. Bei der Gemeinderatswahl im November 1932 kam die NSDAP auf 787 Stimmen und drei Mandate. KPD und KPO waren auf 1 und 2 Mandate gekommen.

Wenngleich bei der im Februar 1932 durchgeführten Landesratswahl die Nazi-Partei insgesamt nur sechs Prozent der Wählerstimmen und nur zwei von 30 Mandaten im Landesrat erringen konnte, musste der Blick auf die Entwicklung „im Reich“ die Alarmglocken schrillen lassen. Das zeigte sich denn auch ab 1933, als Hitler Reichskanzler wurde. Die NSDAP nahm im Saarland und so auch in Völklingen einen rasanten Aufschwung. Im Hinblick auf die für 1935 zu erwartende Volksabstimmung über den künftigen Status des Saargebietes kam es auf Initiative Hermann Röchlings und des NSDAP-Gauleiters der Pfalz, Josef Bürckel, zur Bildung der sogenannten Deutschen Front (DF), in der sich alle bürgerlichen Parteien und Vereine mit der Nazipartei zusammenschlossen. Hatten bislang Sozialdemokraten und Kommunisten jeweils allein und manchmal auch gegeneinander gekämpft, so sollte sich das nun ändern.

An der Spitze der SPD in Völklingen hatte es 1932 einen Wechsel gegeben. An der Stelle von Anton Betz war Hugo Brück gekommen. Betz war nach Gersweiler verzogen, Brück, der Eisenbahner, kam aus Wustweiler, wo er dem Gemeinderat und auch dem Kreistag in Ottweiler angehört hatte. Er leitete nun auch – wie zuvor im Bezirk Illingen – den hiesigen „Agitationsbezirk Völklingen“. Und er war und blieb Mitglied des Landesvorstandes. Der „Aufruf der Freiheitsfront des Saargebietes“, dem Zusammenschluss von sozialdemokratischer Partei und –Organisationen vom Juni 1934, trägt auch die Unterschrift von Hugo Brück. „Wir wollen nicht zu Frankreich… Wir wollen auch nicht zu Hitler-Deutschland; denn der Sturz der schmachvollen Hitlerdiktatur, die unser Vaterland erniedrigt, ist die erste nationale Aufgabe jedes patriotischen Deutschen, zu der wir an unserem Teil auch durch die Abstimmung beitragen wollen“. So heißt es in dieser Deklaration, deren erste Unterzeichner Max Braun, der Parteivorsitzende, Julius Schwarz, sein Stellvertreter und Bergarbeiterverbandsvorsitzender, Fritz Dobisch, ADGB-Vorsitzender waren.

Am 2. Juli 1934 war es endlich zum Einheitsfront-Abkommen zwischen SPD/Saar und KPD/Saar gekommen. In Völklingen galt es, die tagtäglich Angriffe der DF abzuwehren und immer wieder zu versuchen, mit Argumenten dem entgegenzuwirken, was die Nazis über nationalistische Instinkte und die Mobilisierung der Gefühle bewirken.

Anlässlich eines internationalen Sportfestes am 5. August 1934 im Stadion Völklingen kam es zu einer antifaschistischen Manifestation. An der Spitze marschierten in der ersten Reihe (unser Foto, v.l.n.r.) Heinrich Wacker, damals Geschäftsführer des Werkmeisterverbandes, nach 1945 Präsident der Eisenbahnergewerkschaft im Saarland, MdL, dann Präsident der Arbeitskammer; Fritz Pford, MdL, Vorsitzender der SPdD; Hugo Brück, Vorsitzender der SP Unterbezirk Völklingen und Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat.

Am 5. August kam es im Völklinger Stadion anlässlich eines internationalen Arbeitersporttreffens zu einer großen antifaschistischen Manifestation. Es sprach der DMV-Sekretär Albin Weis, der SPD-Saar-Vorsitzende Max Braun und für die KPD Fritz Pfordt. In einem Zeitungsbericht über dieses Treffen hieß es, nun werde sich am 13. Januar zeigen, „dass die Werktätigen der Saar in übergroßer Mehrheit jeden Versuch, sie unter das Joch faschistischer Knechtschaft zu zwingen, zum Scheidern bringen werden.“ Mit diesem Optimismus, mit dieser Erwartung leisteten auch die Völklinger Sozialdemokraten ihren Teil, der verhängnisvollen Entwicklung Einhalt zu gebieten. Dazu gehörte auch die Gewährung solidarischer Hilfe für im Reich verfolgte Genossen, die an die Saar ins Exil kamen und in vielen Arbeiterfamilien trotz eigener Enge und Not – aufgenommen wurden.

Hugo Brück hatte mit Johann Lauer und Pater Dörr in Rehlingen „in glän­zender Weise und unter stürmischer Zustimmung“ wie die „Volksstimme“ meldete, gesprochen. Im November trat Brück als Redner in der Turnhalle Gatterstraße auf und mit ihm Bernhard Schneider (SPD) und Philipp Daub (KPD).

Am Freitag, dem 14. Dezember sprachen in der Turnhalle Gatterstraße in einer großen Kundgebung der Einheitsfront Max Braun und Fritz Pfordt.

Für alle Antifaschisten war das Abstimmungsergebnis vom 13. Januar 1935, das zwei Tage später bekannt gegeben wurde, eine tiefe Enttäuschung. Resi­gnation, ja Depressionen waren die Folge. Dies umso mehr, als nun zu dem Terror noch die Verhöhnung durch die „DF“ kam. Für viele Antifaschisten kam eine schwere Zeit, nicht wenigen blieb nur der Weg ins Exil. Andere verloren ihren Arbeitsplatz, so wurden allein sechs Sozialdemokraten, die Gemeindearbeiter oder -angestellte waren, entlassen. Bergarbeiter wurden 1937 entlassen, als die Übergangsschutzbestimmungen ausgelaufen waren. Es gab Strafversetzungen, Lohn-Rückstufungen, zeitweilige Inhaf-tierun- gen und auch geschäftlichen Boykott.

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