Partnerschaftlich verbundene Vereine
Seit dem Einzug der starken Fraktion in den Gemeinderat bestimmte die Kommunalpolitik weitgehend die Aktivitäten des Ortsvereins, Kommunalpolitik im umfassenden Sinne, zu der auch das Vereinsleben und Vereinsbedürfnisse gehörten. Sozialdemokraten engagierten sich in den Gewerkschaften. Der Deutsche Metallarbeiterverband (DMV) war im Juli 1917, das Ortskartell der freien Gewerkschaften im Juni 1917 gegründet worden. Am 20. März 1921 entstand die Völklinger Ortsgruppe der „Naturfreunde“, wobei von der Gründung an bis zur zwangsweisen Auflösung 1935 Sozialdemokraten aktiv mitwirkten.
Im September 1922 konstituierte sich „eine Ortsgruppe der Gemeinschaft proletarischer Freidenker“, und mindestens seit Frühjahr 1924 gab es den „Arbeiter-Radfahrerverein <<Solidarität>> Völklingen“, wie ein Verzeichnis vom Mai 1924 ausweist. Im Juli 1925 nahm die Kolonne Völklingen des Arbeiter-Samariter-Bundes an einer Übung des Kreisverbandes in Sulzbach teil.
Es gab dann verschiedene Sparten des Arbeiter-Sportvereins und nicht zuletzt den starken Arbeiter-Gesangsverein Völklingen, der schon 1921 gegründet worden war.
Ein Polizeibericht vom Oktober 1926 gibt Auskunft über das Vorhanden sein einer Ortsgruppe der Arbeiterwohlfahrt in Völklingen. In einer Mitgliederversammlung am 14. Oktober, die vom Vorsitzenden Rennolett eröffnet und geleitet wurde, waren 43 Frauen und 15 Männer anwesend.Max Braun referierte und berichtete über die AW-Gründung an der Saar 1924, dass sie von der Regierungskommission anerkannt und im Hauptwohlfahrtsausschuss (wohl eine Institution der Regierungskommission, der Verf.) vertreten sei. Jetzt (Herbst 1926) habe man schon 20 Ortsgruppen mit über 1000 Mitgliedern. Die AW sei interkonfessionell. Sie habe sich besonders der Kinderwohlfahrt gewidmet, bringe TBC—Kranke in Heilstätten unter. „Mit dem Verein der Naturfreunde haben wir einen Vertrag abgeschlossen und haben 2500 Anteilsscheine erworben. Wir sind so Mitglied des Heomes Kirkel geworden.“ Der Vertrag sei über fünf Jahre abgeschlossen und sehe vor, dass die AW jedes Jahr 13 Kinder mit Pflegerin dort unterbringen könne.Die AW habe Wohltätigkeitsveranstaltungen durchgeführt und auch Spenden vereinnahmt. Überall sei eingesammelt worden. Es gingen aber auch jede Woche Anträge auf Unterstützung ein. Die AW unterstützte alte Menschen, Wöchnerinnen, Hinterbliebene. Jetzt wolle man Jugendheime einrichten und Ledigenheime für Mädchen. Sozialrentner würden mit Kartoffeln zu einem sehr billigen Preis beliefert. Max Braun forderte, mitzuhelfen und immer neue Mitglieder zu werben. |
Bei der Generalversammlung im März 1024 erstattete Anton Betz den Jahresbericht, aus dem die Aufnahme einer „beträchtlichen Zahl“ neuer Mitglieder hervorging. In Vertretung des verhinderten Kassierers Duchene erstattete der „Genosse Heß“ den Kassenbericht. Die Versammlung kam zum Entschluss, zur Entlastung von Vorstandsmitgliedern, „die durch ihre Tätigkeit in öffentlichen Ämtern allzu stark mit Arbeit belastet sind“, andere Genossen in Vorstandsfunktionen zu wählen. Anton Betz und Robert Stimm hatten dieser Überlegung zugestimmt. Die Vorstandswahl ergab sodann:
Rolle | Name |
---|---|
Vorsitzender | Genosse Naumann |
Stellvertretender Vorsitzender | Genosse Bernhard |
Kassierer | Genosse Duchene |
Schriftführer | Genosse Kreis |
Beisitzer | Genosse Weiß |
Beisitzer | Genosse Dietz |
Beisitzer | Genosse Hennisch |
Beisitzer | Genosse Keßler |
Beisitzer | Genosse Recktenwald |
„Volksstimme“ vom 22. Januar 1924 | „Volksstimme“ vom 22. Januar 1924 |
Ein Polizeibericht, der unvollständig erhalten ist, gibt über eine Versammlung Auskunft, die Anfang Dezember 1925 „zwecks Gründung einer Ortsgruppe Völklingen des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ durchgeführt wurde. Anton Betz referierte. Er erwähnte „reaktionäre Kräfte“, die noch Einfluss hätten und „die junge deutsche Republik zu vernichten“ beabsichtigten. Er verwies auf den Kapp-Putsch (1920), auf solche Vereinigungen wie „Wehrwolf, Stahlhelm usw.“, auf die Attentate gegen Erzberger und Rathenau, auf den Ludendorf-Marsch 1923 – gemeint war wohl der „Marsch auf die Feldherrenhallte“ am 9. November 1923m der Versuch Hitlers, seiner Nazipartei und ihrer Komplizen, in München die Macht zu übernehmen. Er äußerte Zweifel an Reichspräsident Hindenburg, der zwar den Eid auf die Verfassung abgelegt habe, aber immer noch Monarchist sei. Er verwies auf „höhere Beamte“ und die Schutzpolizei und schließlich auf die Reichswehr, auf die „noch kein genügender Verlass“ sei. Vor zwei Jahren sei das Reichsbanner zum „Schutze der Verfassung der deutschen Republik“ gegründet worden. Hierzulande seien ähnliche Erscheinungen wie in Deutschland festzustellen. „Deshalb sei es im Saargebiet notwendig, dass zur Gründung des Reichsbanners kommt.“ (Aus dem erhaltenen Teilbericht ist leider nicht ersichtlich, ob es in Völklingen zur Gründung gekommen ist.)
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