Interessante Gäste beim Lauterbacher Ortsgespräch

Am 24. Januar fand das Lauterbacher Ortsgespräch im vollbesetzten Pfarrheim statt.

Für das hohe Niveau der Veranstaltung sorgten diesmal Prof. Dr. Roland Rixecker, Präsident des Verfassungsgerichtshofs, und die saarländische Juso-Vorsitzende Kira Braun bei musikalischer Umrahmung durch Popstandards des Projekts von Andreas Fischer und Dr. Stephan Sauer mit Marie und Paula Fischer, Jonas Sauer und der Sängerin Hannah Laass.
Moderator Bertram Sauder verband gewohnt souverän komplexe Themen mit Personen und Begebenheiten im Ort. Diesmal war es Bertrams Opa „Schreinersch Peter“, der Ausgangspunkt einer Diskussion zum Thema Visionen in der Politik war. Darüber und über Themen wie die rechte Szene, Internet und die soziale Spaltung im Land sprach schließlich die 24-jährige Kira Braun.

Roland Rixecker bewies schließlich mit seiner Schilderung von praktischen Aufgaben des saarländischen Verfassungsgerichtshofs und vor allem seinem historischen Exkurs zu den Spielarten des Antisemitismus, dass auch solche ernsten Themen im Rahmen des Ortsgesprächs abgehandelt werden können. Im Saal war es jedenfalls mucksmäuschenstill, als Rixecker in langsamer und klarer Diktion zum christlichen Antisemitismus, zum rassistischen Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhunderts und zum muslimischen Antisemitismus sprach.


Begrüßungsrede des Vorsitzenden

Ortsvereinsvorsitzender Erik Roskothen begrüßte die Gäste

Das Jahr 2020 beginnt für uns als Saarländerinnen und Saarländer mit dem „Saarhundert“, der Entstehung des Saarlandes vor 100 Jahren durch den Versailler Vertrag. Die umfangreiche Montanindustrie im Saarland führte damals dazu, dass aus den Hütten und Gruben an der Saar und den Berg- und Stahlarbeitern aus dem Hochwald ein „Saarland“ wurde.

Der Wunsch jedoch, wieder zu Deutschland zu gehören war wohl so stark, dass es 1935 zum ersten Mal zu dem zweifelhaften Erfolg der Rückgliederung kam. Damals stimmten 90% der Bevölkerung für ein „Heim ins Reich“
Als 1955 zum zweiten Mal anstand, über eine Rückgliederung zu entscheiden, waren es nur noch 67% Befürworter. Das Saarstatut, das zur damals Abstimmung stand fand bei einem Drittel der Bevölkerung Gefallen, was die Ausrichtung eines europäischen Saarlands erkennbar machte. In Lauterbach stimmten – durch viele verwandtschatliche und befreundete Beziehungen gefördert, durch die Arbeit in französischen Gruben und Werken – 90% der Wählerinnen und Wähler für ein unabhängiges Saarland, was uns im Rest des Landes den Beinamen „Jabach“ einbrachte.

Aber auch heute führt unsere geografische Lage – ein „Landzipfel“ der nach Frankreich hineinragt, umringt von 3 lothringischen Städten – dazu, dass wir ein engeres Verhältnis zu unseren Nachbarn pflegen, als der Rest unserer Stadt. Daher freut es mich, wenn unsere OB in ihrem Gruß zum Saarhundert, neben dem Weltkulturerbe auch Völklingens Lage an der deutsch-französischen Grenze herausstellt. Wobei die Betonung natürlich auf deutsch und französisch, und weniger auf „Grenze“ liegt.

Überhaupt Grenze. Nachdem in Europa aus einer Wirtschaftsgemeinschaft eine Wertegemeinschaft geworden ist, nachdem Grenzen überwunden und weggefallen sind, nachdem Währungen und Sprachen und nicht mehr trennen konnten, gibt es heute wieder Kräfte, die neue Grenzen ziehen wollen.

Der Autor und Kolumnist Heribert Prantl, hat es Ende 2019 in seinem Text „ZUKUNFT“ so gesehen: „Populistische Extremisten packen die alten Wahnideen wieder aus, sie suchen das Heil wieder dort, wo einst das Unheil begann.Sie preisen den Nationalismus als Heilslehre. Der Brexit schafft gewaltiges Unbehagen. Wie geht es mit Europa weiter?“

Und weiter stellt er fest: „weil es noch keine neuen großen Ideen und Utopien gibt, suchen die Menschen im Abfall der Geschichte nach den alten. Was hilft dagegen? Es hilft das Denken. Denken ist wichtiger als Twittern.“

Lassen Sie uns heute Abend nach vorne schauen, lassen Sie uns darüber nachdenken und reden, wie wir in Zukunft heil und friedlich miteinander leben können. Darum wollen wir uns mit unserer Kraft bemühen. Das ist Zukunftspolitik, das ist Politik gegen den politischen Extremismus.

Ich bin sicher, unsere beiden Gäste auf der Couch können zu dieser Debatte etwas beitragen. Freuen wir uns auf unser Ortsgespräch mit Prof. Dr. Roland Rixecker, Präsident des Verfassungsgerichtshofs des Saarlandes und Landesbauftragter für das jüdische Leben und Kira Braun, Vorsitzende der Jusos im Saarland. Unser Moderator ist Bertram Sauder.

Ich wünsche uns allen ein frohes, friedliches und europäisches 2020.
Une bonne annee deux mille vingt.

Glück auf!