Zwei der insgesamt 1265 von Künstler Gunter Demnig in 21 Ländern Europas angebrachten Stolpersteine an Opfer des Nationalsozialismus liegen in Lauterbach. Der SPD Ortsverein Lauterbach unternahm mit dem Vorsitzenden Erik Roskothen und den Ortsratsmitgliedern Joachim Zenner, Michael Samsel und Heinz Gerhard Rouget in kleiner Runde am 8. Mai 2020 das jährliche symbolische Putzen der Erinnerungssteine an Lauterbacher Bürger, die in der NS Zeit im Konzentrationslager gelandet waren.
Diesmal war bei der Ehrung des Steins für Anton Detemple auf dem Geißehof dessen Neffe Hans Walter Detemple dabei und erzählte von seinem Onkel „Millionen Doné“, der vor dem Krieg Gemeindevorsteher in Lauterbach war. Der „Doné“ landete wegen einer Hilfsaktion als Schleuser für bedrohte Juden über die Grenze in den KZ Dachau und Flossenbürg. Er hat Folter und KZ überlebt, aber schwere körperliche und seelische Schäden davongetragen. Er verstarb am 31.07.1981. Andreas Closen, dessen Stein an der Grenze von Köhlerstraße und „Am Mühlenbach“ daran erinnert, dass der Unterdörfler wegen eines Geldumtauschs, den er an der massiven damaligen Grenze durchführte, wurde im Saarbrücker Gefängnis „Lerchesflur“ ermordet.
Die Beteiligten an der Stolpersteine-Aktion sprachen über eine lebendige Erinnerungskultur, die über einem statischen „Nie wieder KZs – Nie wieder Holocaust“ hinaus einen Transfer der strukturellen Bedingungen des NS Staates auf die Gegenwart beinhalten sollte: Zur Sprache kamen dabei unter anderem die Ausgrenzung von Bevölkerungsgruppen mit Blick auf Abwehrhaltung und Feindseligkeit gegenüber Migranten und die Diskreditierung der Demokratie mit Blick auf die Rechtspopulisten. Die Stolpersteine geben den einzelnen Menschen, die in den jeweiligen Orten lebten und Opfer des NS Staates wurden, an deren ehemaligen Wohnhäusern ein Gesicht. Schauen Sie doch mal bei Ihrem nächsten Spaziergang durch den Ort auf die nach dem Putz besonders gut sichtbaren Erinnerungssteine auf dem Geißehof und „Am Mühlenbach“, die nach Intention von Gunter Demnig „Kopf und Herz“ der Passanten ansprechen sollen!