SPIEGEL Autor Dirk Kurbjuweit in seinem Essay „Das zweite Biedermeier“. (DER SPIEGEL 20/13.5.2013)
(…) Es gibt immer noch einiges zu verändern in Deutschland: Die demografischen Probleme sind nicht gelöst, die Chancen der Kinder hängen von der Schicht ab, zu der sie gehören, in der Arbeitswelt mangelt es an Gleichberechtigung, die Energiewende stockt.
In Merkels Bundesrepublik fehlt dieser Prozess des schöpferischen Streits weitgehend. Das Land dampft bräsig vor sich hin, und die Demokratie verkümmert durch die Unterforderung der Bürger. Auch bei der kommenden Bundestagswahl setzt Angela Merkel auf die asymmetrische Demobilisierung, und das ist ein Skandal. Man könnte den Begriff auch so übersetzen: Machterhalt durch langsames Ersticken der Wählerschaft. Oder so: Verbiedermeierung durch Merkels Wohlfühlpolitik.
Darf das sein? Es wäre fürchterlich, würden spätere Generationen auch unsere Zeit vor allem mit Möbeln verbinden.